Wie eine entwickelte Wirtschafts-Öffentlichkeit aussehen könnte, zeichnet sich schon heute ab: Beim Bäcker zum Beispiel wird bezweifelt, dass es Klimaveränderungen oder das Corona-Virus überhaupt gibt. Der Zweifel dient dazu, sich der Gemeinsamkeit zu versichern, dass „wir“ misstrauisch gegenüber den Entscheidungen derer „da oben“ sind. Aber andere Kunden können dies kommentieren und darauf hinweisen, wie wichtig für Alle ökologische Veränderungen bzw. der wirtschaftliche Stillstand angesichts einer Pandemie sind, inwieweit also solche staatliche Entscheidungen uns nutzen. Solche Gespräche werden zum Teil einer gesellschaftlichen Debatte, wenn eigene Entscheidungen getroffen werden müssen.

Vor der Abstimmung in einer Marktwahl wird der Diskussionsbedarf sicher zunehmen. Offensichtlich führt eine breit erörterte, gut durchdachte, das Wesentliche betonende Alternative auch beim Bäcker zu einer ergiebigeren Diskussion: Das ritualisierte „wir“ kann – wenn Viele sich die Alternative angeeignet haben - aufgelöst werden im praktischen „wir“ der gemeinsamen Entscheidung und Verantwortung. Die Wirtschafts-Öffentlichkeit arbeitet um so effektiver, je mehr Hürden für eine Teilnahme aller Bürgerinnen und Bürger beseitigt werden können, je mehr sie sich dem Modell des „herrschaftsfreien Diskurses“ (Jürgen Habermas) annähert.

Natürlich würde jeder Vorschlag einer wirtschaftsstrukturellen Alternative noch viel intensiver diskutiert auf Kongressen, in Fachzeitschriften, in den Massenmedien usw. , nach Vorbereitungen in wissenschaftlichen Instituten und staatlichen bzw. betrieblichen Verwaltungen. Schon immer wurde jede wirtschaftsstrukturelle Entscheidung ausführlich diskutiert, allerdings im Kreis von Experten, die sich gegen den Souverän, das Volk, abgrenzen - im Interesse des „Fortschritts“, der „Innovation“ sowie des „Marktes“, der beides hervorbringe. Deshalb ist die „Sozialisierung“ der Wirtschafts-Öffentlichkeit und ihre Ausrichtung an der Ausarbeitung von Alternativen im Rahmen ökologischer Verantwortung der wesentliche, tiefgreifende erste Schritt.